Töne statt Tore

Musikkapelle Nussdorf lockte trotz EM-Halbfinale rund 120 Zuhörer auf den Rupertusplatz

Normalerweise sorgt sich die Stadtkapelle Laufen im Vorfeld der Sommernachtskonzerte um das Wetter. Am Donnerstag trieb die Musiker aber etwas anderes um: Würden zum Konzert der Trachtenmusikkapelle (TMK) Nussdorf am Haunsberg überhaupt Zuhörer erscheinen? Immerhin spielte zeitgleich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Gastgeber Frankreich um den Einzug ins EM-Finale. Die Befürchtung war unbegründet: Die österreichischen Musiker lockten rund 120 Zuhörer auf den Rupertusplatz – unter anderem, indem sie musizierendend durch die Laufener Altstadt zogen. Beim anschließenden Konzert überzeugte der mit 50 Musikern überaus starke Klangkörper auf voller Linie.

Kapellmeister Balthasar Gwechenberger hat ein buntes Programm aus traditioneller, sinfonischer und moderner Blasmusik vorbereitet. So ging es gleich klassisch böhmisch los. Die Musiker intonierten perfekt die Amsel-Polka des tschechischen Komponisten Jaromir Vejvoda und versprachen damit sogleich einen tollen Konzertabend. Für den warmen Sommerabend zeitlich unpassend aber dafür musikalisch umso schöner erklang dann „Die Sonne geht auf“. Gwechenberger schwelgte bei der Anmoderation des Konzertmarsches in Erinnerungen, war er ja als Klarinetten-Aushilfe mit der Stadtkapelle Laufen 2015 in der Schweiz und hatte dort mit diesem Marsch einen Sonderpreis erzielt.

Sinfonisch ging es mit „Call of Heroes“ weiter. Das moderne Eröffnungsstück des Komponisten Michael Geisler begann mit einer Blechbläser Fanfare, die von Einwürfen der Holzbläser begleitet wurde. Im zweiten Teil stellten das Euphonium und das Horn ein wunderschönes Thema vor, das nach einer Überleitung vom gesamten Orchester aufgenommen wurde. Mit der Anfangsfanfare endete dieses Stück majestätisch.

Die musikalische Reise machte auch in Irland Station: „Simple Gifts“ nannte sich das Stück mit der Melodie der irischen Tanzshow „The Lord of the dance“. Solistisch glänzen konnten Flöten und Trompeten anschließend bei „Children of Sanchez“. Die Titelmusik zum gleichnamigen Film wurde ursprünglich von Chuck Mangione komponiert. Sie zählt zu den bekanntesten Stücken, mit welchen die Jazz- und Poplegende der 70er-Jahre überaus populär wurde. Peter Kleine Schaars verwandelte den Filmmusikklassiker in ein gut spielbares Arrangement für die TMK Nussdorf.

„Europa Unita“ trotz Brexit

Dass traditionelle Blasmusik durchaus auch neueren Datums sein kann, zeigt die Polka „Von Freund zu Freund“. Martin Scharnagel, Frontmann der beliebten Blasmusik-Combo „Viera Blech“, komponierte das Stück 2013 und sorgte damit für Solo-Nachschub für Flügelhorn und Tenorhorn. Die Nussdorfer bewiesen, dass die Polka zurzeit zu Recht immer populärer wird. Als Zeichen gegen den Brexit kündigte Gwechenberger dann das nächste Stück an. „Europa Unita“, vereinigtes Europa nannte sich der Konzertmarsch von Güther Koch, einem gebürtigen Tiroler.

In die Comic-Steinzeit verschlug es die Nussdorfer mit „Meet the Flintstones“. Die Fernsehmelodien rund um die Familie Feuerstein weckte bei so manchem Konzertbesucher geliebte Kindheitserinnerungen. Für einen weiteren Rückblick in die Biographie der Zuhörer sorgte das letzte Programmstück des Sommernachtskonzerts. Die Nussdorfer intonierten mit dem Medley „Best of Beatles“ berühmte Hits der britischen Kultband wie „Let it be“ oder „Yesterday“. Die Zugaben der TMK Nussdorf waren so traditionell wie passend: Sowohl die Polka „Wir Musikanten“ als auch der „Nussdorfer Marsch“ schienen für das österreichische Orchester ‚maßkomponiert‘ worden zu sein.

Noch drei Konzerte mit drei Kapellen

Anlässlich von „90 Jahre Stadtkapelle Laufen“ und dem Erinnerungsjahr „200 Jahre Grenze“ spielen nun noch drei weitere Kapellen von „drent und herent“ auf dem Rupertusplatz. Weiter geht es am 21. Juli mit der Musikkapelle Leobendorf, bevor sich am 4. August die Stadtkapelle Oberndorf die Ehre gibt. Den Schlusspunkt setzt die Gastgeberin, die Stadtkapelle Laufen, am 18. August. Die Sommernachtskonzerte beginnen jeweils um 20:30 Uhr. Der Eintritt ist frei